Besuch der Herforder Synagoge: Sorge um wachsenden Antisemitismus steigt

Gemeinsam vor Ort: Chris Dimitrakopoulos, Christian Bäuerle, Joachim John, Prof. Matitjahu Kellig, Stephen Paul MdL, Eckhard Klemens, Berthold Stahn (von links).

Vor dem traditionellen Gottesdienst am Freitagabend erhielt die jüdische Gemeinde Besuch aus der Politik. Der Herforder Landtagsabgeordnete Stephen Paul, der auch Sprecher der FDP-Landtagsfraktion für Religion und Kirchen ist, besuchte gemeinsam mit FDP-Mitgliedern die Synagoge in der Komturstraße. Die Freien Demokraten sprachen dort mit Gemeindevorsteher Prof. Matitjahu Kellig über den Glauben, das Gemeindeleben und die Geschichte der Juden in Ostwestfalen-Lippe.

Die Herforder Synagoge wurde am 9. November 1938 von den Nationalsozialisten zerstört. 72 Jahre später wurde das Gotteshaus mit Hilfe des Landes NRW, der örtlichen Kommunen und Spenden nach historischem Vorbild wieder aufgebaut und im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und der Zentralratsvorsitzenden Charlotte Knobloch eingeweiht.

Prof. Matitjahu Kellig berichtet über den Antisemitismus, mit dem er auch heute noch konfrontiert wird. Durch Gespräche und Dialoge versucht er immer wieder, Menschen zum Nachdenken zu bewegen. Er sagt, jede Religion soll geachtet und respektiert werden. Leider sei dies noch nicht der Fall. Auch vor körperlichen Gewalttaten, Drohungen und Sachbeschädigungen ist die jüdische Gemeinde nicht sicher. Ständige Polizeipräsenz vor dem Gotteshaus ist Alltag. Sogar die Fenster sind kugelsicher, das Gelände durch einen Zaun geschützt. „Es ist traurig, aber Realität“, so der Gemeindevorsteher. „Wir müssen versuchen, die Menschen, die antisemitisch handeln, durch konstruktive Gespräche davon zu überzeugen, offener und toleranter mit dem Judentum umzugehen.“

Die Symbolik der Tränen in den neuen Fenstern, die sowohl Freude wie Trauer ausdrücken, beeindrucken den Landtagsabgeordneten und FDP-Kreisvorsitzenden Stephen Paul. „Ich finde es wichtig, den interreligiösen Dialog zu führen, Leute auf diesem Weg zu erreichen, sodass gegenseitige Toleranz und Respekt herrschen, statt Angst und Hass.“