FDP Vlotho setzt Besuchsreihe „Mittelstandsforum“ fort

Uwe Ramforth beklagt Bürokratiebelastung in der Landwirtschaft-  „Papierkram“ ist längst ein Problem

Die Bürokratie stellt eine große Belastung für die deutsche Landwirtschaft dar. Auch die Milchviehbetriebe im Kreis Herford sind davon stark betroffen. „Vor dem Hintergrund, dass Betriebe auch für ihre internen Abläufe und zur Absicherung von Risiken zunehmend auf Papierkram angewiesen sind, ist die staatliche Bürokratie eine große Herausforderung“, sagte Landwirt Uwe Ramforth beim FDP-Mittelstandsforum in Vlotho. Das Problem liege häufig nicht im Bereich der einzelnen  bürokratischen Belastungen oder Dokumentationspflichten, sondern vielmehr an der Summe der zu erledigenden Aufgaben.

Andreas Stocksmeier (2.v.l.) und Siegfried Mühlenweg (3.v.l.) lassen sich von Kristina und Uwe Ramforth am Melkstand informieren.

Auf Initiative des Vlothoer Ortsvorsitzenden Siegfried Mühlenweg und seines Stellvertreters Friedrich-Wilhelm Südmersen ließen sich die Freien Demokraten über die aktuelle Lage und die Perspektiven des modernen Milchviehbetriebes informieren. Vor fast 25 Jahren hat Familie Ramforth auf dem ehemaligen „Hof Held“ ihren Familienbetrieb mir derzeit 80 Kühen gegründet.

Nur mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern seien die komplexen Aufgaben in der Landwirtschaft zu erfüllen. „Unsere Kühe kennen keinen Feierabend und machen auch keinen Urlaub“, betonte Angelika Ramforth schmunzelnd. Morgens um sechs und abends ab fünf Uhr müssen sie an 365 Tagen im Jahr gemolken werden. Pro Tag gibt jede Kuh etwa 27 Liter Milch. Als Jahresziel streben die Landwirte rund 10.000 Liter an.

Der aktuelle Milchpreis von 32 Cent (Grundpreis) sei kostendeckend, betonte Ramforth, „auf jeden Fall besser als in den Jahren 2015 und 2016 als lediglich 27 Cent bzw 25,2 Cent (2016) gezahlt wurden“. Das habe manche Betriebe in ihrer Existenz bedroht, so der Landwirt. Die frische Milch wird – nachdem die Kühe den Melkstand verlassen haben – in einen großen Tank gepumpt, dort kühl gelagert und im Zwei-Tages-Rhythmus von der Molkerei abgeholt.

Landwirt Uwe Ramforth erläutert den liberalen Gästen die ausgefeilte Technik am Melkstand.

Die Kühe sind anspruchsvolle Tiere, sie reagieren auf zu viel Wärme oder regnerisches Wetter sofort, erfuhren die liberalen Gäste. Nach dem morgendlichen Melken können sie auf die benachbarten Weiden laufen und dort grasen. „Sobald es jedoch zu warm wird oder Regen aufzieht, ziehen sie sich wieder in den Stall zurück“, sagte Tochter Patricia (19), die derzeit eine dreijährige Ausbildung als Landwirtin absolviert.

Die Ramforths setzen bereits seit Jahren auf Ausbildung. „Jedes Jahr haben wir einen Lehrling“, berichtete Uwe Ramforth. Zur Zeit ist Nils Hanemann in der Ausbildung, die er in zwei Wochen abschließen wird. Dann habe er mehrere Optionen; Meisterprüfung, Studium oder berufliche Fortbildung. Auf dem Hof Ramforth fühle er sich „pudelwohl“,  so der 19-Jährige aus Porta Westfalica.

Die Familie Ramforth hat den Bauernhof am 1. April 1994 übernommen, zuvor war sie in Gütersloh in der Landwirtschaft tätig. Der Hof wirkt äußerst gepflegt, und besteht aus 50 ha Ackerland, 40 ha Grünfläche und 20 ha Wald.

Auf Nachfrage von Siegfried Mühlenweg erläuterte Ramforth den Strukturwandel in der Landwirtschaft. Allein im Vlothoer Ortsteil Bonneberg habe es vor 25 Jahren noch sieben Milchviehbetriebe gegeben, jetzt sei nur noch ein Betrieb hauptberuflich in der Milchviehhaltung tätig.

Über den Generationswechsel im eigenen Betrieb brauchen sich die Landwirte keine Sorgen zu machen. Tochter Patricia steht demnächst als Nachfolgerin bereit, die andere Tochter Kristina hat sich für einen anderen Beruf entschieden.

Sehr zufrieden mit dem Betriebsbesuch zeigte sich Andreas Stocksmeier. „Viele Verbraucher wissen wenig über die heimische Landwirtschaft“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Freien Demokraten im Vlothoer Stadtrat und kündigte für die Zukunft weitere Mittelstandsbesuche an.